Die Standardkerze

Jetzt beginnt sie wieder, die Zeit der Kerzen. Und mit ihr die Frage nach ökologisch und ethisch korrekten Kerzen. Die Antwort darauf ist gar nicht so einfach. Die meisten Kerzen werden aus Erdöl (Parafin) oder Palmöl (Stearin) hergestellt. Das ist vor allem eine Kostenfrage, denn beides ist verhältnismäßig günstig. Palmöl ist zwar nachwachsend, es stammt aber von der im Äquator heimischen Ölpalme. Somit konkurriert die Pflanze mit den letzten Regenwaldvorkommnissen unserer Erde um Flächen.

Da unser Bedarf an Biosprit, Rohrzucker, Futtermais, Holz und Papier und eben auch Palmöl stetig wächst, sind diese letzten Regen- und Urwälder extrem gefährdet. Dabei bieten sie ungleich komplexe Lebensräume für Pflanzen, Tiere und auch Menschen, die nur dort leben können und speichern zudem extrem viel CO2 in den Pflanzen und im humusreichen Boden. Eine andere Pflanze zum Erzeugen des Öls zu verwenden ist aber nur bedingt sinnvoll, da die Ölpalme zu den ergiebigsten Ölpflanzen auf der Erde gehört. Sie kann also auf vergleichsweise kleiner Fläche sehr viel Öl produzieren.

Als Alternative gibt es zum Beispiel auch Kerzen aus Soja: Ob dabei ein wirklicher Vorteil besteht ist allerdings zweifelhaft. Denn, sofern die Sojabohnen nicht mindestens in Bioqualität angebaut werden, ist ein hoher ökologischer Schaden auf den Anbauflächen durch den Einsatz von Pestiziden und ausbeuterischen Anbaumethoden, die die Bodenfruchtbarkeit herabsenken, zu erwarten.

Eine Alternative zu diesen Kerzenrohstoffen ist also höchst wünschenswert!

Und die Hülle?

Weiterin sind Teelichter leider immer noch standardmäßig in Aluminiumhüllen verpackt, die nach einmaligem Abbrennen des Teelichts im Müll landen. Gerade Aluminium ist ein Metall dessen Rohstoff, das Bauxit, unter sehr umweltschädlichen Bedingungen gewonnen wird und große Mengen an toxischem Rotschlamm hinterlässt, der deponiert werden muss. Unsere Teelichter gibt es daher ohne Hülle. Das spart nicht nur Müll, sondern hilft auch gegen die beschriebenen Umweltprobleme. Die Teelichter werden einfach in eine Glasschale gestellt. Ist das Teelicht abgebrannt, wird der Docht entfernt und das nächste hineingestellt.

Viele Kerzen werden zudem mit gesundheitsschädlichen und nicht abbaubaren Farbstoffen oder Duftstoffen und ggf. sogar anderen Partikeln zum Schmücken der Kerze versehen. Das macht Kerzenwachsreste, die eigentlich biologisch abbaubar wären, zu Restmüll.

Adventskranzkerze Bienenwachs

Bienenwachs

Kerzen aus Bienenwachs sind wunderschön, aber auch hochwertig und teuer. Denn Bienenwachs ist ein rares, begrenztes Gut. Alle Kerzen unserer Welt könnte man damit nicht ersetzen. Zudem gibt es auch immer mehr Menschen, die grundsätzlich keine Tierprodukte nutzen möchten. Wir führen verschiedene Bienenwachskerzen, Baumkerzen, Adventskranzkerzen (die passenden Adventskränze zum selber binden), Teelichter ohne Hülle und Stabkerzen aus Bienenwachs von der Bingenheimer Lebensgemeinschaft, die Menschen mit Behinderungen und seelischen Problemen in die Arbeitswelt integriert.

Recyceltes Fett

Der Rohstoff für Kerzen ist Fett. Das muss keine neues Fett sein. Auch altes Frittenfett ist dafür geeignet. Mit speziellen Filtern verschwindet auch jeglicher Frittengeruch, bevor daraus eine neue Kerze gegossen wird. Das Ergebnis ist etwas krümeliger als man es von normalem Wachs gewohnt ist, als Teelicht oder Stumpenkerze mit dünnem Bienenwachsüberzug ist das aber kein Problem, da sie ganz normal abbrennen. Ein Vorteil dieses Verfahrens ist: Der Rohstoff dieser Kerzen muss eben nicht extra angebaut werden, sondern ist ein absolutes Reuse Upcycling Produkt, also doppelt ökologisch.
Außerdem sind die Reste dieser Kerzen kompostierbar.

Teelicht ohne Hülle aus recyceltem Fett
upcycling Kerzen aus gesammelten Wachsresten neu gegossen bei Tante Olga

Recyceltes Wachs

Alternativ dazu lassen sich aus Kerzenwachsresten auch direkt neue Kerzen gießen. Denn nicht alle Kerzen, die entzündet werden, brennen komplett ab. Mit dem Wissen um die Brisanz des Rohstoffs Kerzenwachs sollten wir diese Reste nicht mehr in den Restmüll geben, sondern zu besonderen Sammelstellen bringen, die das Wachs weiterverarbeiten. In unseren Filialen in Sülz und Nippes könnt ihr eure Wachsreste nicht nur loswerden – ihr könnt auch direkt neue gegossene Kerzen mit nach Hause nehmen.
Diese Kerzen gibt’s bislang nur in unseren Filialen und sind nicht im Onlineshop erhältlich, da jedes Stück ein Unikat ist. Nur so lange der Vorrat reicht.

Alles in allem gibt ganz tolle Alternativen zu problematischen Ausgangsstoffen von Kerzen. Wir müssen uns aber besonders darüber bewusst werden, dass wir auch hier einen maßvollen Konsum brauchen, denn kein Rohstoff der Welt ist unerschöpflich ohne ökologische Einschränkungen verfügbar. Wie gut, dass ökologische Kerzenalternativen etwas teurer sind, als die Massenware in Möbelhäusern und Supermärkten. Das gibt uns die Chance eine Wertigkeit und ein gesundes Maß zurückzugewinnen, um die Kerzen vielleicht doch komplett abzubrennen, bevor sie ausgetauscht werden.

In diesem Sinne, eine besinnliche Vorweihnachtszeit!